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Wolfgang Heuwinkels Arbeiten sind Papierarbeiten. Aber jene richtige und doch verengte Wahrnehmung des Papiers als Träger der kleinen Form, als Oberfläche für das besonders Feine bedienen sie nur in Ausnahmefällen. Heuwinkel sieht im Papier nicht in erster Linie das Blatt als Träger für Zeichnung oder Malerei. Er sieht in ihm den Werkstoff. Er verwendet Papier in all seinen Formen und Aggregatzuständen zwischen Pulpe und Zeichenblock. Vor allem arbeitet er nicht auf Papier, er arbeitet mit Papier; und zwar nicht nur mit dem einzelnen Blatt, sondern mit dem Papier als Masse. Es gibt praktisch kein künstlerisches Verfahren, das er nicht anwendet. (...)

In der Summe bleibt die Erkenntnis, dass Heuwinkel dem Papier nicht wie ein Maler und Zeichner gegenübertritt, sondern eher wie ein Bildhauer. Er sucht den Dialog mit dem Material an sich. Er horcht hinein, entlockt ihm seine Geheimnisse, arbeitet hinein, lässt sich aber doch anregen und führen, und manchmal unterwirft er sich dem Stoff.

Neben die Behandlung der Oberfläche und neben die skulpturale Auseinandersetzung tritt als drittes Element schliesslich das Prozesshafte. Verschiedene Arbeiten Heuwinkels öffnen dem Zufall die Tür. Wenn er Papierblöcke mit Feuer behandelt, sie in Farbe einlegt oder von Bäumen durchwachsen lässt, begibt er sich der Möglichkeit einer künstlerischen Feinsteuerung. Ganz anders als der Zeichner, der auf blütenweissem Papier absolut präzise arbeiten kann, lässt Heuwinkel die Elemente auf das Papier los. Den Prozess steuert er, aber vollständig beeinflussen kann er ihn nicht.

Gert Fischer, Stadtmuseum Siegburg, 2003 in Pulp

 

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